„Sie ist da und doch nicht da“, kündigte der noch amtierende Landesvorsitzende Rudolf Schulz das Grußwort per Videobotschaft der Bundes-Vorstandsvorsitzenden Michaela Engelmeier an. Die im September letzten Jahres ins Amt berufene Engelmeier wünschte der Tagung einen konstruktiven Verlauf und allen Delegierten, dass sie sich gemeinsam auf den Weg in die Zukunft machten. Sie stellte heraus, dass sie als neue Vorsitzende sozialpolitische Themen wie die Kindergrundsicherung, Renten- und Pflegereform in Gesprächen mit Abgeordneten und Minister*innen regelmäßig thematisiere und versprach, die starke Stimme eines geeinten SoVD zu sein.
Grußwort erinnert an Geschichte des SoVD
„Der SoVD kommt aus der Tradition der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung“, sagte der Gießener Stadtrat Francesco Arman in seinem Grußwort an das Plenum, dem auch der Bundesgeschäftsführer Michael Meder, Bundesvorstandsmitglied Armin Dötsch, Reinhard Meyer als Sprecher der Bundesrevision und Joachim Wittrien als Bundesvizepräsident angehörten. Arman erinnerte an die Gründung 1917 unter dem Namen Reichsbund, um die Versorgungsansprüche der Kriegsgeschädigten der Opfer des 1. Weltkrieges durchzusetzen. Im Laufe der Weimarer Republik habe der Reichsbund maßgeblich Sozialgesetze mitgestaltet, sich jedoch 1933 in weiser Voraussicht aufgelöst, um einer Vereinnahmung und Gleichschaltung durch die NSDAP zu entgehen. Nach der Neugründung 1947 nahm der Verband seine Arbeit wieder auf. „Durch behindertengerecht ausgebaute Wohnzentren, Ausbildungswerke für Menschen mit Behinderung sowie unabhängige Beratungsstellen schaffen Sie Gerechtigkeit und Inklusion“, lobte Arman.
Maximiliane Bauer, stellvertretende Abteilungsleiterin der Rechtsabteilung des Bundesverbandes, begleitete den Landesverbandstag juristisch, an dem sich Beisitzerin Helga Kläs über einen Blumenstrauß zum 65. Geburtstag freute.
Joachim Wittrien, Bundesvizepräsident und Landesvorsitzender von Bremen, leitete die Sitzung, in der Rudolf Schulz an das Aufgabenstellung erinnerte, das sich der Vorstand vor vier Jahren zur Wahl gegeben hatte: Sozialberatung und soziale Rechtsberatung ausbauen; den Bereich Geselligkeit, Reisen und Feiern fördern; den sozialpolitischen Themen, insbesondere Wohnen, Pflege und Rente, mehr Bedeutung schenken; das Fachwissen der Ehrenamtler*innen durch Fortbildungen steigern sowie den Abwärtstrend in den Mitgliederzahlen stoppen und möglichst umkehren.
Positive Trends im Landesverband sind sichtbar
„Neben der Corona-Problematik war die personelle Fluktuation in der Geschäftsstelle der vollständigen Umsetzung unserer Vorhaben nicht zuträglich“, sagte Rudolf Schulz, der viele positive Entwicklungen aufzeichnete. „Die Strukturreform mit der Fusion der ursprünglich sieben Kreisverbände zu den vier Kreisverbänden Südhessen, Nordhessen, Osthessen und Mittelhessen kann als Erfolg verbucht werden.“ Derzeit bestehen 26 Ortsgruppen. Sozialberatung und soziale Rechtsberatung wurden durch die Sozialberatungszentren (SBZ) Wiesbaden/Frankfurt/Obertshausen, Kassel, Gießen und Fulda ausgebaut. Neu sind die SBZs in Bad Wildungen und Korbach sowie Marburg-Biedenkopf. Es wurden Standards, unter anderem ein Ablaufplan, entwickelt, nach denen in immer größerem Umfang gearbeitet wird.
Der seit über 18 Jahren bestehende Abwärtstrend bei den Mitgliederzahlen konnte durchbrochen und umgekehrt werden. Um rund 15 Prozent ist die Zahl der Mitglieder in den letzten vier Jahren auf 3546 gestiegen. „Die Arbeit ehrenamtlich zu leisten, ist eine sehr große Herausforderung gewesen“, betonte Schulz. Er wies auf die zahlreichen Treffen hin, an denen der Vorstand beteiligt war. Allein 2019 waren Vorstandmitglieder bei 113 Veranstaltungen in Hessen präsent. Umso mehr freute es ihn, dass im September mit Thomas Hammer ein hauptamtlicher Geschäftsführer installiert worden ist, der nicht nur fachlich überragend, sondern auch menschlich perfekt zum SoVD passt.
Maria Schliephorst, die alte und neue Landesschatzmeisterin, überreichte Rudolf Schulz zum Dank für sein Engagement ein Präsent, ehe sie kurzweilig ihren Finanzbericht vortrug, von Hochs und Tiefs ihrer Amtsperiode sprach und mit einem nachdenklichen Satz schloss: „Wie gut ginge es unserem SoVD, wenn er nur verantwortungsvolle Mitarbeiter hätte? Wo blieben da die Nörgler und Stimmungsmacher? Kritik an der richtigen Stelle ist hilfreich. Alles Andere ist demotivierend!“
Rudolf Schulz offenbarte den 27 im Bürgerhaus von Gießen Kleinlinden versammelten Delegierten nicht nur, dass der bestehende geschäftsführende Vorstand nach vier Jahren Tätigkeit nicht mehr zur Verfügung stehe, sondern auch, dass trotz zahlreicher Gespräche und intensiver Bemühungen keine Vorschläge für Nachfolger*innen gefunden werden konnten. Vor allem die große zeitliche Belastung sei ausschlaggebend, aber auch Störfeuer im Hintergrund hätten den ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitgliedern Energie geraubt, die im Sinne des SoVD sinnvoller hätte eingesetzt werden können. Trotzdem konnte ein arbeitsfähiger Landesvorstand aufgestellt werden.